14. Dezember 2025

Sollte die Fußball-WM in Katar boykottiert werden?

Endlich ist es wieder soweit: Die Fußball-WM steht vor der Tür. Sie findet in diesem Jahr vom 20. November bis zum 18. Dezember in Katar statt. Obwohl Fußball in Deutschland die mit Abstand beliebteste Sportart ist, sind laut einer Umfrage des Meinungsinstituts YouGov nur 28% der Menschen in Deutschland dafür, dass Hansi Flick und die Fußballnationalmannschaft an der diesjährigen Winter-WM teilnehmen soll. 48% der Befragten möchten, dass der DFB die WM boykottiert. Auch in vielen Familien wird gerade eifrig diskutiert, ob die Teilnahme der DFB-Elf in Katar richtig ist, und ob man sich die WM überhaupt im Fernsehen ansehen sollte. Im nun folgenden Artikel möchte ich daher Gründe aufzeigen, die gegen und für einen Boykott der Fußballweltmeisterschaft in Katar sprechen.

Ein Grund, die Fußball-WM in Katar nicht zu boykottieren, liegt darin, dass durch die Meisterschaft das Leben der Menschen vor Ort verbessert wird. Über 80 % der Einwohner Katars sind ausländische Mitbürger. Diese arbeiten häufig im Niedriglohnsektor und an den WM-Baustellen. Durch die vermehrte (kritische) Berichterstattung ausländischer Medien wurde vor allem für diese Menschen positive Änderungen erzielt. So wurde beispielsweise das Kafala-System abgeschafft, welches die (finanzielle) Ausbeutung und Diskriminierung von ausländischen Arbeitern ermöglichte. Nun können Migranten nach Belieben aus dem Land ausreisen und den Job wechseln. Ebenso erhalten sie einen Mindestlohn. Folglich wird ersichtlich, dass durch die Berichterstattung im Rahmen der WM Druck auf Katar erzeugt wurde, wodurch das Leben der Arbeiter vor Ort verbessert werden konnte.

Jedoch sind die oben genannten Veränderungen in der Praxis nicht wirklich sichtbar, weil es einen großen Widerstand in der katarischen Wirtschaft gegen diese Reformen gibt. Amnesty International berichtet, dass es kurz nach dem Einsetzen der neuen Gesetze einen Rückfall gab und viele Firmen weiterhin das Kafala-System (inoffiziell) praktizieren. Wenn die Arbeitgeber gegen das Arbeitsrecht verstoßen, bleibt dies ohne Konsequenzen, weswegen Amnesty International auch von einer „Kultur der Straflosigkeit“ spricht. So wurden beispielsweise 70% der Todesfälle von Arbeitsmigranten von der katarischen Regierung nicht untersucht. Auch gegen die finanzielle Ausbeutung und das Verwehren von freien Tagen wird weiterhin nichts unternommen. Obwohl die Reformen also vollmundig angekündigt wurden, wird sich für die Gastarbeiter vor Ort kaum etwas zum Positiven ändern.

Ebenso werden in Katar die Menschenrechte von Frauen und nicht heterosexuellen Menschen stark beschnitten. Unter anderem dürfen Frauen viele Dinge des Alltags nur mit Erlaubnis ihres Mannes unternehmen. Dazu gehören beispielsweise der Besuch einer Universität und das Ausüben eines Jobs. Auch kann ein Mann seine Frau vor Gericht bringen, wenn sie ohne seine Erlaubnis das Haus verlässt. Katar ist ferner ein Land, dass die LGBTQIA*-Community nicht unterstützt und es nicht toleriert schwul, lesbisch, etc. zu sein. Laut Gesetz ist Homosexualität verboten und kann zum Beispiel mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden. Da viele Menschen so einen Umgang mit Frauen und Menschen der LGBTQIA*-Bewegung nicht akzeptieren und tolerieren wollen, boykottieren sie die Fußball-WM.

Ferner gibt es in Katar keine freie Zivilgesellschaft. Die katarische Herrscherfamilie unternimmt viel, damit ihre Weltanschauung und die Gesetze bestehen bleiben können. Auch die Tatsache, dass es in Katar keine freien Wahlen gibt, führt dazu, dass an der Herrschaft des Scheichs nicht gerüttelt werden kann. Damit kritische Meinungen vor der WM zum Schweigen gebracht werden können, wurden unter anderem vage formulierte Gesetze genutzt. So wird beispielsweise im Emirat das Internet zensiert und die Berichterstattung im Fernsehen genau überprüft. Kritik an Katar und an den politischen Entscheidungen sind praktisch nicht zu finden. Dass die Fußball-WM daran etwas ändern wird, darf bezweifelt werden.

Abschließend muss wohl jeder von uns selbst entscheiden, ob er sich die diesjährige Fußball-WM anschauen will oder nicht. Um Diskussionen, wie wir sie gerade erleben, für die Zukunft zu vermeiden, sollte das System der WM-Vergabe verändert werden. Vielleicht könnte am Ende nicht die FIFA entscheiden, welches Land den WM-Zuschlag erhält, sondern die Fans weltweit treffen aus einer Auswahl von 3 bis 5 Länder die Wahl, wer die Fußball-WM ausrichten darf.

Quellen:

https://www.sportschau.de/newsticker/dpa-katar-wm-spaltet-fussball-nation-fast-die-haelfte-fuer-boykott-100.html;
https://praxistipps.focus.de/katars-menschenrechte-so-missachtet-sie-der-wm-gastgeber_144283;
https://praxistipps.focus.de/wm-in-katar-boykottieren-was-dafuer-und-was-dagegen-spricht_144280;

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